Andacht

Monatsspruch April: Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt. (1. Petr 3,15)

In Saalfeld (Thüringen) hat die Johanniskirche eine Außenkanzel. Von hier wurde vor Jahrhunderten gepredigt, wenn der Platz in der Kirche nicht ausreichte. Besonders für Wallfahrtskirchen war das üblich. Die Pilgerscharen versammelten sich um die Außenkanzel vor der Kirche, um den Prediger zu hören. Heute sind solche Kanzeln eher ein Zeugnis vergangener Zeiten. Genutzt werden sie, soviel ich weiß, nicht mehr. Doch eigentlich wäre das doch mal eine gute Idee. Gerade in Zeiten, in denen viele den Weg nicht mehr so ohne weiteres in die Kirche finden. Wie wäre es da mit einer Kanzel für Predigten, die sich an die Vorübergehenden wenden - Gottes Wort „take away" sozusagen. Viele würden sich vielleicht davon gestört fühlen. Doch manche blieben dann doch stehen. Oder sie schnappen zumindest ein paar Sätze der Predigt im Vorübergehen auf. Es käme zumindest mal auf den Versuch an.

So würde ich jedenfalls dem nahekommen, was im Monatsspruch für April von mir gefordert wird: Ich soll stets bereit sein, über meinen Glauben zu sprechen. Das ist sicherlich nicht nur für Gottesdienste, Gemeinde- oder Hauskreise gedacht. Sondern eben auch für die Augenblicke, in denen ich mit Außenstehenden über meinen Glauben ins Gespräch komme. Eine Kanzel ist da nicht unbedingt nötig, auch wenn sie nach Außen zeigt. Vielmehr kann ich mit anderen dort sprechen, wo ich ihnen gerade begegne. Ich kann Ihnen davon erzählen, wie mein Glaube zur Hoffnung wird und warum diese Hoffnung für mich Erfüllung bedeutet.

Ich habe viele solcher Momente vor Augen, die ich schon erlebt habe: bei einer Kirchenführung zum Beispiel, in Trauergesprächen, am Rand einer Geburtstagsfeier, auf einer Zugfahrt mit meinem Sitznachbarn, im Lehrerzimmer der Oberschule. Es ist nicht „stets" so, wie es im 1. Petrusbrief gefordert wird, aber es kommt hier und da schon vor. Meist sind das wertvolle Gespräche mit tiefgründigen Gedanken. Und ich merke, solches Erzählen tut auch meinem Glauben gut.

So ermutige ich dazu, vom Glauben zu erzählen. Dort wo es sich ergibt oder wo wir mit unserer Meinung aus christlicher Sicht gefragt sind. Nur Mut, sich anderen zu öffnen und vom Glauben zu erzählen! Denn so wird unsere christliche Hoffnung unter den Menschen lebendig. Sie erreicht somit diejenigen, die sonst außen vor sind.

Ihr Pfr. Heiko Jadatz